Jan 6, 2025

Pascal Stürchler in interview with Swiss startup magazine founded

We are proud to share the interview article of Bloomhaus CEO and Co-Founder Pascal Stürchler (in German) below:

Warren Buffet sagte einst: Wäre ich nicht Investor geworden, dann wäre ich heute Journalist. Was wärst du geworden?

Ich war über 20 Jahre lang Unternehmer. Wäre ich nicht Investor, dann würde ich diesen Weg wieder wählen. Ich schätze es, Unternehmen aufzubauen und zu gestalten. Im Gegensatz zu Warren Buffet, der in Grossunternehmen investiert, konzentriere ich mich auf frühphasige Startups. In dieser Phase ist es besonders
wichtig, die Gründer zu unterstützen und zu fördern.
Warum bist du Venture Investor geworden?

Ich schätze es, Unternehmen aufzubauen und zu gestalten.

In den vergangenen 20 Jahren habe ich mehrere Unternehmen mitgegründet und häufig kleinere Summen in Startups investiert. Als ich Mitte 40 war, fragte ich mich: Was jetzt? Diese Frage führte mich dazu, meine Leidenschaft fürs Unternehmertum und Investitionen weiterzuverfolgen. Nun möchte ich meine Erfahrungen mit anderen teilen. Ob Gründer meinen Rat annehmen oder meine Fehler wiederholen, bleibt ihnen überlassen. Sie auf ihrem Weg zu begleiten, bereitet mir grosse Freude.

Was muss das Startup erfüllen, damit Bloomhaus investiert?

Vor allem ein gutes Team. Unser Geld geht an Startups, die skalieren und gross werden wollen. Dieser Ehrgeiz muss spürbar sein. Dazu gehört eine herausragende Geschäftsidee, die einen Unterschied macht in ihrem Bereich und einen positiven Beitrag leistet.


Investiert ihr in Gründer oder in ihre Geschäftsideen?

Eine gute Geschäftsidee allein genügt nicht. Wir investieren in Gründer.  Jedes Startup wird früher oder später mit Herausforderungen konfrontiert. Ob es gelingt, die Tiefpunkte zu überwinden und das volle Potenzial auszuschöpfen, hängt entscheidend von den Gründern ab.

Welche Eigenschaften bringen gute Gründer mit?

Wir investieren eher in Teams als in Einzelpersonen. Ein gutes Team zeichnet sich durch Vielfalt aus: nicht unbedingt bezüglich Geschlecht, sondern in Bezug auf
ihren Hintergrund, ihre Erfahrungen, ihre Charaktere. Es braucht verschiedene Persönlichkeitsprofile, die sich ergänzen. Um dies zu erreichen, führen wir teilweise sogar Persönlichkeitstests durch. Das hilft den Gründern, sich selbst besser kennenzulernen und zeigt uns, ob wir dem Team Potenzial zutrauen.

Eine gute Geschäftsidee allein genügt nicht. Wir investieren in Gründer.


Wenn ein Team nur aus Technikern und Introvertierten besteht, ist das schwierig. Genauso, wenn alle extrovertiert sind. Teams mit unterschiedlichen Persönlichkeitsprofilen, die miteinander umgehen können, aber auch ehrgeizig sind und Gestaltungswillen mitbringen, haben gute Voraussetzungen.

Wie unterstützt ihr Startups, abgesehen von Geld?

«Startup Care» wird bei uns gross geschrieben. Je nach Bedürfnis helfen wir mit Vorlagen, Tools, Mentoring, Coaching oder Netzwerk. Bei ungefähr der Hälfte aller Investments übernehmen wir die Funktion des Lead Investors. Das bedeutet, dass wir die Konditionen für die Verhandlungsrunde festlegen und
uns aktiv im Board einbringen. Wir helfen Startups zum Beispiel bei der Go-to-Market-Strategie oder bei der Expansion in einen neuen Markt und bereiten sie auf die nächste Finanzierungsrunde vor.

«Startup Care» wird bei uns gross geschrieben.


Was zeichnet eine gute Zusammenarbeit zwischen Investor und Startup aus?

Für mich sind Transparenz und Kommunikation das A und O. Das Vertrauensverhältnis zwischen Gründerteam und Investor ist unglaublich wichtig. Das Schlimmste ist, wenn Gründer ihre Sorgen nicht mehr teilen. Wenn sie dann ans Licht kommen, ist es meistens zu spät. Gerade kürzlich hatten wir in ein Startup investiert, das nicht transparent kommunizierte. Von vier Gründern haben drei die Firma verlassen. Das war auch für uns eine anspruchsvolle Zeit, die jedoch zeigt: Gute Investoren sind bereit, holprige Zeiten mit einem Startup durchzustehen.


90 Prozent aller Startups scheitern. Warum nehmt ihr dieses Investment-Risiko auf euch?

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Unsere Vision ist es, ambitionierten und vielversprechenden Technologie-Startups zum Durchbruch zu verhelfen. Scheitern gehört dazu. Dennoch investiere ich am liebsten in frühphasige Startups. In dieser Phase können wir als Investoren viel Mehrwert bieten: Während des Wachstums von fünf auf fünfzig Mitarbeitende sind Gründer oft allein, wenn sie schwierige Entscheidungen treffen müssen. Gewisse Themen kannst du nicht mit Mitarbeitenden teilen. Beispielsweise, wenn du nicht weisst, wie du im nächsten Monat die Löhne bezahlen sollst. In solchen Momenten können Investoren helfen, die wissen, wie man mit diesem Stress umgeht.


Wie definiert und misst ihr den Erfolg einer Investition?

In der Regel erreichen nur 19 Prozent der Startups, die eine Seed-Finanzierung erhalten haben, eine Series-A-Finanzierung. Wenn 40 bis 60 Prozent unserer Portfoliofirmen eine Series-A-Finanzierung erzielen, haben wir einen hervorragenden Job gemacht. Dabei ist jedoch nicht nur die Erfolgsquote entscheidend. Ebenso wichtig sind die Bewertungen der Startups, die den Fortschritt und das Marktpotenzial widerspiegeln. Zusätzlich spielen Kennzahlen (KPIs) eine bedeutende Rolle, wie etwa das Umsatzwachstum, die Kundenbindung und die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells. Diese Faktoren geben zusammen einen umfassenden Überblick über die Leistungsfähigkeit und das Zukunftspotenzial unserer Portfoliofirmen.


Wie gehst du mit dem Vorurteil um, besser keine Investoren reinzuholen?

Jeder Gründer muss sich gut überlegen, ob er Investoren will. Ich bin davon überzeugt, dass Bootstrapping, eine Low-Budget-Variante, wobei man das Unternehmen aus Eigenkapital, Freunden und Familie finanziert, eine gute Alternative ist! Ich hoffe sogar, dass anfangs viele Gründer diese Finanzierungsmöglichkeit wählen. Auf längere Sicht verhindert sie jedoch rasches Wachstum. Dieses wird mit Geld von Investoren ermöglicht. Dabei muss man sich darüber im Klaren sein, dass Investoren etwas zurückhaben wollen. Der Druck auf die Gründer wird höher. Wer das nicht will, findet andere Wege der externen Finanzierung: beispielsweise über Stiftungen oder Förderungen von öffentlichen Institutionen.


Achtet ihr darauf, in weibliche Gründerinnen zu investieren?

Wir fokussieren uns auf B2B-Geschäftsmodelle in den Bereichen CleanTech, Digitalisierung und IndustryTech. Hier treffen wir noch viel zu selten auf Gründerinnen. Wenn ich aber auf die letzten zehn Jahre als Investor zurückblicke, würde ich sagen, dass eine positive Verschiebung stattfindet. Wir hoffen, dass wir bald mehr Gründerinnen in unserem Fokusbereich kennenlernen, in die wir investieren können.

Wir fokussieren uns auf B2B-Geschäftsmodelle in den Bereichen CleanTech, Digitalisierung und IndustryTech. Hier treffen wir noch viel zu selten auf Gründerinnen.


Wie wichtig ist ein akademischer Hintergrund als Gründer?

Ein Studienabschluss ist kein Garant für eine erfolgreiche Unternehmensgründung, kann je nach Fachgebiet jedoch hilfreich sein. Viele erfolgreiche Gründer wie Marc Zuckerberg haben gezeigt, dass man ohne Studienabschluss sehr erfolgreich sein kann.


Welche Rolle spielt für dich eine Exit-Strategie?

Wir überlegen bereits vor dem Einstieg in ein Startup, wie eine Exit-Strategie aussehen könnte. Hier gibt es ganz verschiedene Optionen. Es gibt Gründer, die ihr Unternehmen unbedingt an die Börse bringen wollen. Andere wollen einfach eine erfolgreiche Technologie entwickeln und dann ihr Startup an ein Grossunternehmen verkaufen. Wichtig ist, dass allen von Anfang an klar ist, was das Ziel ist und bis zu welchem Punkt wir als Investor das Unternehmen wirkungsvoll begleiten können.

Thanks for the interview to Saskia Iten from the founded editorial team! Original published here.